21einhalb Stunden Berlin-Wien…

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Nur einundzwanzigeinhalb Stunden dauerte die Reise im vierradgetriebenen jungtannengrünen T3 in die deutsche Bundeshauptstadt, die shivaseiesgedankt das kahlkalte Bonn abgelöst hat. Wie überaus unanstrengend ein solches Reiseunternehmen sich ausnehmen kann, wenn Kismet einem ins Navigieren pfuscht, liebevoll. Warum so schnell, und nicht gleich 2-3 Tage fahren? Erstens, 15okm/h Rückenwind gab ordentlich Vorschub und die aus dem Blasius entstehenden Schneedünen waren nicht so turmhoch, dass man sie hätte im RipCurl-Style borderlinen können. Man musste sie vorsichtig betanzen. Auf der 59 Richtung Prag kein Durchkommen, kilometerlange Schwerlasterschlangen, einspuriges warten auf Nichts im Nichts, die meisten Brummifahrer in den Federn, Licht aus im Führerhaus mitten im tschechischen Strassendörfchen und draussen auf der verböten Ackerpampa, gelbe Schneefräsen/Pfluglichter in der Ferne neckend, aber die tschechische Strassenbehörde zog es vor, kleine Hügelbauernstrassen freizukehren, als eine europäische Nordsüdtransitroute zu räumen. Noch schneller kamen wir auf der Ausweichroute 410 voran, noch kleinere Dörfer, noch ländlichere Wege, viel Wald (der tschechische Wald hat den Vorteil, dass von oben fallender Schnee auf die Zweige fällt, und weniger auf die Strasse, und Tornado quer sich im Wald verläuft wie Hänsel und Gretel. Dort wo der tschechenuhu heult und Wolf und Bär Tarot spielen, trifft man auf einen vollen Kleinbus des Wiener Airportservices C&K (was tun die da?) und wer auf dieser Schneegepressten Strada bianca stehenbleibt, braucht gleich gar nicht den Motor wieder anlassen, ohne die (zu kleinen) Schneeketten anzulegen. Wobei man dem Herrn Chauffeur unter die Arme und Räder greifen muss, denn der ist von der Szenerie und den zu kleinen Ketten vollkommen überfordert. Was aus dem Bus und den Insassen wurde ist ungewiss, sie rollten gen Znaim zurück, ein wohliger Tip, nur 1 1/2 Rückweg, um über Brünn (nochmal 50km Mehrweg) die Autobahn nach Prag zu erreichen. Irgendwie. Denn der von uns gewählte Alternativweg sei ebenso durch einen Unfall obstruiert. Wer glaubt schon jedem dahergefahrenen Landsmann. Selbst ist das Auge, und der Reifen, der sich ca. 7km weiter auf einer Ackerhügelanhöhe
ca. 6 1/2m vor einem einsam blinkenden Skoda in dem Patzfratzschnee frisst, und sich ordentlich verschluckt. Die Eskimos hätten sicherlich ein eigenes Wort für diese Schneekonsistenz, die ich mit Kaltmörtel übersetzen würde, unscheinbar von aussen, aber wehe er wird gepresst, z.B. von einem mit 1/4t belasteten Winterreifen. Synchro hin oder her. Da gibts kein Rütteln, nur durchdrehen. Und der tschechische Windheilige spielt sein brüllendes Lied des Partikeltransports. Der zum einsam blinkenden Auto zurückgekehrte Besitzer ohne proprietäres Englisch, verspricht ratlos mit der vom Bauern ausgeborgten Schneeschaufel die grüne Gurke auszuschaufeln. Einmal zurücksetzen und just wieder in einer Untiefe wird das Grabspiel ein schweisstreibende Pionierarbeit in T-Shirt und Windjacke, blutigem Daumen, Flüchen, und einer jungen Frau, die wegen Luft, die gegen das Auto wütet die Fahrertür nicht aufbekommt. 1 Österreicher und ein Tscheche schieben bis die Kiste sich aus dem Misere schaukelt, und 1 aus dem Nichts herbeieilender Vietnamese mit Schnauzbart versucht dies dann auch am hoffnungslos aufsitzenden Skoda des verzweifelten Hindernisses in der Landschaft der 410. Nichts hilft, da muss man retour. Znaim. Brünn. Autobahn mit Schneeregen und lenkradverbissenen Böen und Schwerverkehr. 228km bis Prag. Genug um nach 100km halb wahnsinnig zu werden. Wir wechseln uns ab, aber ohne Erfolg. Vor Prag. 6.30, erst 10 1/2h unterwegs, und schon so müde? Man wird nicht jünger. Ab in die nächste Absteige, sinnigerweise ein Club Hotel mit Salzwasserpool und Sauna, das DZ um schlappe 100 Euros, was hat man schon zu verlieren, ausser sein Leben im Sekundenschlaf. So günstig wurden wir noch nie vor dem Tod gerettent. Am nächsten Tag ein Buffetfrühstück mit tschechischen Eiern und Bauernspeck, freundliche Kellner aus Polen und eine Statue vor der Türe, die für den Kunst am Bau Preis Nordosteuropa vorgeschlagen werden sollte. Im Hotel ist ein Tennisclub (Halle und outdoor) integriert und dann steht da eine nackte, junge Bronzefrau in Sandalen, ein Tennisracket gerade loslassend, mit mildem Monika Seles Lächeln aber Haare wie Mia Farrow in Rosemarys Baby, ein Hund der gerade durch ein Tischgestell von unten nach oben durchspringt und nach dem Racket schnappt. Eine sportliche Idylle mit magrittschem Touch wie man sie nicht unberührt bestaunen kann. Wie auch immer. Die dunkle Tschechei mit Kraftwerken und 2kg Kohlenschrot pro cm3 und bleiernen Wolkenschluchten bleibt nach einigen Regenstunden hinter uns und desgelichen dann das nicht mehr brennende Dresden. Eine gerade Strecke aud der berühmten E55 durch Millionen Schwarzrotföhren und Weissbirken. Hier marschierten die Russen durch um den ärmlichen, letzten deutschen Widerstand zu brechen. Wir brechen nur eine Lanze für Sonnenuntergänge, man mag sie als kitsch as kitsch can verunglimpfen, aber sogar herzlose Rationalisten haben sicher auch in der geradesten Bilanz ein bisschen Gold für Himmelsglut übrig. Besonders wenn man den Überlebenskampf mit der wilden Löbin Natur gerade mit Schrammen halbwegs überstanden hat, freut man sich über eine solchen Gruss.

2 thoughts on “21einhalb Stunden Berlin-Wien…

  1. Hallo ihr 2!
    Da war ja Kambodscha ein Lercherl dagegen, ob Sibirien wohl schlimmer ist?
    Na, zum Glück ist alles gut gegangen. Einen um so schöneren Berlinstart wünschen euch Hund & Katz

  2. Hello ihr neue Börlinör!

    Endlich konnte ich die Geschichte zu Ende lesen. (Immer ist irgendwas). Das war ja nicht gerade ein Zuckerschlecken. Wiewohl für uns Leser durchaus (ist das deutsch?). Wenn welche eine Reise tun… Alles Gute in die große Stadt :)

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