“Ostkreuz” mit Laura Tonke als stille, 15 Tochter mit Abenteuerbiss. Sehr gutes Fernsehspiel, ein Klassiker des geteilten Stadtfilms. Berlin, 1991, 2 Jahre nach dem Fall der Mauer. Jetzt wird mir erst klar, warum hier soviel Platz ist. Nicht nur der Todesstreifen, die unendlichen “Gstettn” Berlins – es ist die Trostlosigkeit und die Bevölkerungsflucht der DDR, die ganze Plattenbautensiedlungen verwaisen liessen und dem Osten ein Gepräge der Verzweiflung, mit der man gerade mal zurande kommt, verleiht. Das ist auch im Westen noch spürbar, wenn auch verschleiert durch die Flucht nach vorne in die touristische Schickeria. Die wollten alle weg. Also sehr viele. Die DDR hatte sich selbst ausgeblutet und suchten nach dem vermeintlich besseren Glück im Westen, in eben diesen Containerzwischenlagern, die neue “vielversprechende” Heimat von Mutter und Tochter. Arbeit gabs deswegen trotzdem keine serviert. Die DDR war bitterarm, das jetzt zu stilisieren und zum Pathos zu erheben ist schon sehr zynisch. Blanke, heruntergekommene Betonfassaden desillusionierter Menschen, die sich irgendwie durchschlagen müssen, oder einfach ihrem bisherigen Trott irgendwie weitergehen. Trotz oder gerade wegen der (aktuellen) 80erJahre Ästhetik, die aber angenehm abgerissen und nicht auf MTV Popniveau heranschleicht, wird die Fatalität einer schlichtweg armen Bevölkerung, die sich an sozialer Roheit und Zigarettenkonsum abhärtet, spürbar. Dies ist aber auch der stärkste Moment einer zähen Hoffnung, die nimmt und lebt, was sie kriegen kann, und nicht an ein morgen denken mag. Soviel geraucht, einschliesslich der jugendlichen Hauptdarsteller, wurde in den letzten 200 Machwerken des aktuellen Kultur-outputs nicht. Endlich ein Fernsehspiel, das dem Begriff Würde gibt. Alexanderplatz, der Zug endet hier.